"Makramee der Gefühle: ein Familienmuseum" OLENA ZINCHENKO (автор ЕЛЕНА ЗИНЧЕНКО) - одно из эссе, принесших автору звание золотого Лауреата 1-й степени с вручением главной награды международного Фестиваля "Русский Stil-2013" - статуэтки Золотой Ники и золотой медали в номинации "Луч надежды" (авторов, пишущих на немецком языке).
Эссе напечатано в альманахе современных русских авторов "Русский Stil-2013" (Издательство STELLA, Германия).
Die
Kindheitserinnerungen besuchen mich immer wieder… Hinter dem gezierten
Eismuster auf dem Fenster rauscht die uralte sibirische Taiga. Die Stricknadeln
meiner Großmutter klopfen leise vor sich hin. Meine Großmutter ist eine
Zauberin: zusammen mit den sanften flauschigen Schichten des luftigen Schaals,
strickt eine wundervolle unsichtbare Zierschrift einer bildschönen Sprache. Das
ist die zauberhafte Sprache der Märchenwelt: farbenreicht, wie ein liebkosender
Sommerregenbogen, klar und wohlklingend, wie ein Bach im Walde, innig, wie Mutters
Wiegenlied. Diese Sprache bezaubert, verhüllt mich in sanfte Zärtlichkeit; das
ist meine Muttersprache – Deutsch… Der Duns russischer Gedanken verflüchtigt
sich und die zerstreuten Perlen der deutschen Wörter beginnen, indem sie sich
in Sätze zusammenbilden, plötzlich in einer vollkommen unbegreiflichen Weise Sinn
zu bekommen. Vor meinen Augen erwachen Märchenbilder zum Leben. Ich bin bereit
meiner Großmutter die ganze Nacht ununterbrochen zuzuhören und sich für das
Geschick von Hänsel und Gretel zu freuen, sich vom Herzen über die Streiche der
Schildbürger zu amüsieren, zusammen mit Eulenspiegel spannenden Abenteuern
entgegen zu laufen. Wie sehr wollte ich mich mit netten Kölner Kobolden
befreunden, um eines Tages, nachdem ich aufgewacht war, festzustellen, dass sie
auf eine unglaubliche Weise ins Tiefste von Sibirien gerieten und meiner
Großmutter halfen, indem sie die ganze Hausarbeit für sie in der Nacht gemacht
haben! Genau diese Wesen verstecken sich, wie Legenden erzählen, vor
Menschenblicken und beenden alle irdischen alltägigen Sachen, mit denen
Menschen am Tag nicht zurechtkommen. Wahrscheinlich hat jede Familie ihr
eigenes kleines Familienmuseum. Da bewahrt man wertvolle Sachen, die einem sehr
am Herzen liegen, von denen unersetzliche Erinnerungen erwachen. Ein altes Buch
mit Märchen der Gebrüder Grimm, dessen Seiten schon Gelb von der Zeit geworden
sind, belegt einen Ehrenplatz in meiner Familienschatztruhe.
Ich
schwimme in den Wellen meiner Jugenderinnerungen… Die unwägbaren Wolken des
zarten Morgens lichten sich. Der Morgen hat mich mit einem Band von Heines
Gedichten in meinen Händen angetroffen. Ich lese leise die Gedichte vor mich
hin: sonst hörst du die Harmonie deren Musik nicht. Wie ist sie, die Musik der
Deutschen Reime? Welche Gefühle ruft sie mit ihren Akkorden in meiner Seele
wach? Zusammen mit Mynona träume ich von neuen Horizonten vor mir, von Glück,
von der Verwirklichung meines Traums:
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht
Kennst du es wohl? Dahin, dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Kennst du es wohl? Dahin, dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Meine Seele steht still: sie freut sich
und singt, sie erreicht einen Unison mit den lebendigen Klängen der Poesie von
Goethe. Erst in vielen Jahren, als ich uralte deutsche Barock-Musik, vorgespielt
vom Kammerensemble der Berliner Akademie für alte Musik zu hören bekam, verstand
ich, dass ich genau diese Klänge in Goethes Strophen hörte. Doch vielleicht
hörte ich diese Samtoktaven schon viel früher, in der stillen Lyrik eines
deutschen Wiegenliedes, das mir in der Kindheit Mutter immer vorsang? Genau
dieses Lied war ja mein erster Unterricht in Muttersprache. Ich schließ in den
magischen Kreis des Guten mein Kindheitsweltall, und dasselbe uralte Lied der
Menschheit wurde zu meinem Beschützer für das ganze Leben und beschützt mich
bis heute vor bösartigen Kräften. Ihre Worte, erfüllt mit Herzenszärtlichkeit,
Innigkeit, Wärme und Mutterliebe, singe ich meinem Sohn vor:
La Le Lu
Nur der Mann im Mond schaut zu,
wenn die kleinen Babys schlafen,
d'rum schlaf' auch du.
La Le Lu
Vor dem Bettchen steh'n zwei Schuh',
und die sind genauso müde,
geh'n jetzt zur Ruh'.
Dann kommt auch der Sandmann,
leis' tritt er ins Haus,
sucht aus seinen Träumen
für Dich den schönsten aus…
Nur der Mann im Mond schaut zu,
wenn die kleinen Babys schlafen,
d'rum schlaf' auch du.
La Le Lu
Vor dem Bettchen steh'n zwei Schuh',
und die sind genauso müde,
geh'n jetzt zur Ruh'.
Dann kommt auch der Sandmann,
leis' tritt er ins Haus,
sucht aus seinen Träumen
für Dich den schönsten aus…
Und erwecke die Stimme der
Mutter, die dieses einfache Wiegenlied singt und das Kind dabei in den Schlaf
wiegt in ihm Familienerinnerungen, tiefgreifende Talente und beherberge sie in
ihm für immer eine ungewöhnlich große Liebe zur Muttersprache…
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